dahlemer
verlagsanstalt

Bernd Kebelmann
Stummfilm für einen Freund

In einer Dorfkneipe bei Berlin treffen sich nach der Wende einige jener Menschen, die in der nahe gelegenen Chemiefabrik gearbeitet hatten. Sie sehen sich Filme an ohne Tonspur. Was die Stasi den Filmen genommen hatte, ersetzen die Kommentare der Anwesenden. Im Mittelpunkt der Aufnahmen steht Robert, Forschungsleiter der Chemiefabrik. Er praktizierte Umweltschutz, gefragt aber war ausschließlich Produktionssteigerung. Robert, der Held, beginnt noch einmal seinen tragisch-komischen Leidensweg. Seine Genialität, Probleme zu lösen, wird von vielen Betrachtern der Filme auch nach der Wende nicht erkannt.

Robert ist der Typ eines Idealisten, der an den Idealen der Idee trotz der längst verkommenen Praxis des real existierenden Sozialismus festhält und dadurch zum Ritter von der traurigen Gestalt wird. Fiktional gibt es diesen Typus weit öfter als in der Realität, vor allem in der DDR-Literatur von Strittmatter bis Plenzdorf.

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